Exkursion in die Sandgrube bei Mahrenholz

Rainer Bartoschewitz und Adrian Popp

aktualisiert: Montag, 01.09.2025, 19.45 Uhr

Am 16. August 2025 führten wir eine Exkursion in die Sandgrube westlich von Mahrenholz unter der Leitung von Dr. Adrian Popp durch (Abb. 1), mit dem Ziel Geschiebefossilien zu finden.

Abb. 1: Exkursionsteilnehmer an den sortierten Grobkornanteil des Geschiebedecksandes

Ungewöhnlich war die geringe Anzahl an fossilführenden Sedimentärgeschieben. Kalksteine fehlten komplett (im Landkreis Gifhorn kaum oberflächennah vorkommend, gebunden an Geschiebemergel), es gab nur wenige Sandsteine, keine Siltsteine. So beschränkte sich die Fossil-Ausbeute leider nur überwiegend auf die vielgestaltigen, winzigen Bryozoen (Moostierchen), seltene Seeigelstacheln im Feuerstein, einen Feuersteinseeigel im Flint, sowie einen losen Belemnitenrest (Vorderer Teil eines zerbrochenen Rostrums). Ichnofossilien (Spurenfossilien) waren ebenfalls selten und zeigten sich meist in unterkambrischen Sandsteinen (z.B. Scolithos: hier in Form dichtstehender, röhrenförmiger Grabbauten eines unbekannten Erzeugers der damaligen Lebewelt). Auch im Flint gab es oft unregelmäßige Grabspuren, einmal zeigte sich ein Rest eines Spreitenbaus (Zoophycos?).

Interessanter war für den Kristallin-Sammler allerdings die reiche Ausbeute und Vielzahl an verschiedensten skandinavischen Gesteinen und deren Beanspruchungsanzeichen, entstanden durch den Eistransport (z.B. Gletscherschrammen auf silikatischen Gesteinen und Parabelrisse in Flint) und an der periglazialen Oberfläche geformt (Windkanter) wurden. Unter den Gesteinen befindet sich Dala-Sandstein mit radioaktiv-bedingten Entfärbungsflecken (Bleich-Höfe) (Abb. 2) aus dem Dalarna-Gebiet, Granat-Gneis mit bis zu 5 mm großen Almandin Kristallen (Abb. 3), Lönneberga-Porphyr, einem Vulkangestein aus Smaland und Wiborgit von den Aland-Inseln, sowie viele nur mit größerem Aufwand zu bestimmende Gesteine. Weiterhin wurden ein Gangquarz unbekannter Herkunft mit bis 1 cm großen Kristallen und ein recht großes Cordierit Stück gefunden.

Abb. 2: Dala-Sandstein mit Bleich-Höfen (Bildbreite 24 cm)
Abb. 3: Granat-Gneis (Bildbreite 4 cm)

Das Nord-Profil der Sandgrube zeigt vor allem glazio-fluviatile Sandschüttungen (Mittel- bis Feinsand; wenige Kieslagen), vermutlich als sogenannte „Sander“-Ablagerungen, des Drenthe-Glazials. Das West-Profil zeigt diese Ablagerungen als teils wellige, wechselnde sandige Schüttrichtungen mit eisenreichen Lagen und deformierten Grundmoränen-Schollen (Abb. 4), Eiskeilpseudomorphosen (Abb. 5) und einem mutmaßlichen fluviatilen Prallhang in der Sanderfläche.

Abb. 4: deformierten Grundmoränen-Scholle
Abb. 5: Eiskeilpseudomorphosen

Der oberhalb der Sandgrube aufgehäufte Anteil an Grobkies und Steinen (sogenanntes „Überkorn“ oder „Grobgeröll“) entstammt vermutlich dem während der Weichsel-Eiszeit hier gebildete Geschiebedecksand. Ebenfalls aus dieser Zeit dürften die Eiskeilpseudomorphosen stammen.

Wir danken der Betriebsleitung der Fa. Rodewald für die Genehmigung zur Begehung der Sandgrube und Herrn Dr. Adrian Popp für die wissenschaftlichen Erläuterungen.

Rainer Bartoschewitz und Adrian Popp

SteinZeit: Archäologische Funde aus der Sammlung Peter Deecke

Die Landschaft beiderseits des Aller-Urstromtals ist besonders reich an steinzeitlichen Fundstellen. Der 2022 verstorbene Sammler und Hobbyarchäologe Peter Deecke aus Braunschweig hat zahlreiche dieser Plätze entdeckt und regelmäßig aufgesucht. Die daraus entstandene Sammlung wurde von der Familie Deecke an die Kreis- und Stadtarchäologie übergeben.

Vom 10. Mai bis zum 22. Juni zeigen die Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn und die Archäologische Arbeitsgemeinschaft im Museums- und Heimatverein Gifhorn e.V. ausgewählte Funde der Sammlung Peter Deecke im Kavalierhaus in Gifhorn, Steinweg 3. Ein Besuch der Ausstellung ist zu den regulären Öffnungszeiten des Kavalierhauses möglich (Dienstag und Samstag: 11–13 Uhr, Donnerstag, Sonn- und Feiertage: 14–16 Uhr). Der Eintritt ist frei.

Archäologische Funde aus der Sammlung von Peter Deecke (Foto: B. Schürmann).
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Programm der GeoAG 2025

Programm und aktuelle Informationen der Geowissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für das Jahr 2025

Aktualisiert: Montag, 01.09.2025, 19.50 Uhr

Allgemeine Hinweise:

Wir bieten allen Interessierten und (Hobby)- Geologinnen und Geologen seit Anfang des Jahres 2025 jeweils vor den Vorträgen Gelegenheit, Fundstücke begutachten zu lassen, Rat einzuholen und Informationen auszutauschen oder einfach zum Small-Talk. Angedacht ist dazu zunächst eine halbe Stunde vor den Vorträgen, also ab ca. 18.30 Uhr. Die Vorträge beginnen weiterhin um 19.00 Uhr im:

GWG-Treff-PUNKT 53, Dannenbütteler Weg 53, 38518 Gifhorn.

Wir sind für Sie, für euch, da und freuen uns auf die kommenden Veranstaltungen.

Zu allen zeitnah anstehenden Vorträgen, Exkursionen und sonstigen Veranstaltungen erscheinen auf dieser Homepage wie gewohnt weitere Beschreibungen.

Beschreibungen der nächsten Veranstaltungen in chronologischer Reihenfolge:

06. und 07.09.2025: Infostand Natur-Aktiv Tag in Gifhorn

Die Geowissenschaftliche AG des Museums- und Heimatvereins Gifhorn wird den Besuchern und Besucherinnen des Natur Aktiv Tages unter dem Motto „Geologie des Landkreises Gifhorn – unser Klimaarchiv und Rohstoffquelle“ Erläuterungen zur erdgeschichtlichen Entwicklung unseres Landkreises geben: Gesteine und morphologische Strukturen als Puzzleteile unseres lokalen Paläo-Klimas, sowie über die Rohstoffe im Landkreis informieren und den Zusammenhang von Geologie und Landwirtschaft aufzeigen. Weiterhin wird die Bestimmung von vorgezeigten geologischen Objekten, wie Mineralien, Fossilien, Gesteinen, Meteoriten (u.a. wird ein Stück des letzten der nur 4 in Niedersachsen beobachteten Meteoritenfälle (Braunschweig) sowie Gesteine von Mond und Mars gezeigt) durchgeführt.

Leitung: R. Bartoschewitz

Ort: Mühlenmuseum Gifhorn

Zeit: Samstag, 06.09.2025, 10:00 bis 17:00 Uhr und Sonntag, 07.09.2025, 10.00 bis 16:30 Uhr

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Ausgrabungen und Neuentdeckungen im Landkreis Gifhorn: ein Rückblick auf das Jahr 2024

Für die Gifhorner Kreis- und Stadtarchäologie war 2024 ein gutes Jahr mit zahlreichen Überraschungen. Über die archäologischen Neuentdeckungen informiert der traditionelle Jahresrückblick, der am Dienstag 14. Januar 2025, um 19.00 Uhr im Rittersaal des Gifhorner Schlosses stattfindet. Der Vortrag wird auch im Internet übertragen.

Der Knüppeldamm in Parsau wurde vor mehr als 500 Jahren angelegt. Entdeckt wurde er bei Bauarbeiten für die Erneuerung der Ortsdurchfahrt (Foto: I. Eichfeld, Landkreis Gifhorn).

Zu den Überraschungen des Jahres 2024 gehörte ein Knüppeldamm aus dem 15. Jahrhundert, der unter der vielbefahrenen Bundesstraße B 244 im Ortskern von Parsau zum Vorschein kam. Nach der ersten Fundmeldung wurden die Bauweise des Weges dokumentiert und viele gut erhaltene Funden geborgen, darunter zahlreiche Hufeisen bzw. Hufeisenfragmente, Wagenteile, Silbermünzen, ein noch funktionstüchtiger Reitersporn sowie eine eiserne Lanzenspitze.

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Mensch–Tier–Beziehungen in der Bronzezeit

Am Dienstag, den 10. Dezember 2024, 19 Uhr, folgt ein weiterer Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“. Der Archäologe Tobias Uhlig M.A. vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, Stützpunkt Braunschweig, berichtet über bronzezeitliche Mensch–Tier–Beziehungen.

Bronzezeitliche Hundebestattung an der Hünenburg bei Watenstedt im Landkreis Helmstedt (Foto: Seminar für Ur- und Frühgeschichte – Universität Göttingen).
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Befahrung des Salzbergwerkes in Grasleben

11. April 2024

von Rainer Bartoschewitz

Das Salzbergwerk Braunschweig-Lüneburg in Grasleben ist das letzte noch aktiv abbauende Bergwerk in Niedersachsen und fördert etwa 650.000 t Steinsalz für die chemische und Lebensmittelindustrie, als Auftausalz sowie als Tiernahrung (Lecksteine) aus der Allergraben Salzstruktur, einer etwa 50 km langen und 1 km breiten Salz-Aufpressung (Diapir) in einer grabenartigen Spalte zwischen Wolfsburg und Oschersleben. Mit der Gebietsreform 1974 wurde Grasleben vom Landkreis Gifhorn dem Landkreis Helmstedt zugeordnet.

Abb. 1: Teilnehmer der Geowissenschaftlichen AG des MHV und begleitende Mitarbeiter des Salzbergwerks Braunschweig-Lüneburg auf der 540 m Sohle

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Programm der Geowissenschaftlichen AG Gifhorn für das Jahr 2024

Aktualisiert: Donnerstag, 19.12.2024, 13.30 Uhr

Vortragsankündigung:

Der nächste Vortrag der geowissenschaftlichen AG findet im Februar 2025 statt und beschäftigt sich mit sogenannten „Fulguriten“, steinernen Blitzröhren.

Der genaue Termin und die Örtlichkeit werden noch bekannt gegeben.

Der Eintritt ist wie immer frei, Spenden sind willkommen.

Geologie des Landkreises Gifhorn

Auf den ersten Blick gibt es hier doch nur Kiese und Sande – das ist doch keine Geologie!? Bei weitem gefehlt – Sand war im Jahr 2016 das Gestein des Jahres!

Während der Eiszeiten hobelten die aus Skandinavien kommenden Gletscher die Oberflächengesteine ab und transportierten sie südwärts. So kam es hier zur Ablagerung von einer Vielzahl der unterschiedlichsten Gesteine aller Bildungsprozesse mit Altern zwischen 1 und 2000 Millionen Jahren! Von einigen Gesteinen kennen wir die Herkunftsgebiete, doch große Gebiete liegen heute unter Wasser, andere sind durch die Gletscher komplett abgetragen – der Variantenreichtum unserer Geschiebefunde übersteigt bei weitem das zurzeit bekannte Gesteinsmaterial der Herkunftsgebiete.

Die sanfte Morphologie unseres Landkreises wurde durch die eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Prozesse mit seinen Moränen, Abflussrinnen, Sandern, Pingos, Dünen, Schlatts und Mooren geprägt.

Im Landkreis Gifhorn ist das Klima der bedeutendste geologische Prozess und jedes Geotop stellt ein Klima-Archiv dar!

Aber es gibt auch Gebiete, in denen die Gletscher Fenster in die frühere Geologie unseres Landkreises öffneten. So finden wir

– fast 200 Mio. Jahre alten festlandnahen Meeresgrund aus dem Unterjura mit seiner vielfältigen Fauna von Insekten bis zu Sauriern,

– etwa 100 Mio. Jahre alten Grund des Flachmeeres der Unterkreide mit seinen Tonen und fossil- und mineralführenden Geoden und

– knapp 70 Mio. Jahre alten Grund des Oberkreidemeeres mit seiner beindruckenden Meeresfauna.

Die sanfte Morphologie täuscht jedoch über die vorherigen gewaltigen geologischen Prozesse des Salzaufstieges hinweg, die zur Bildung unserer heimischen Rohstoffe Salz, Erdöl und Erdgas führten.

Mit unseren Aktivitäten möchten wir allen Interessierten die Geologie unseres Landkreises verständlich machen, denn das ist die Voraussetzung für das Erleben der Schönheit Natur.

Unsere Veranstaltungen sind für alle Interessierten offen und Gäste sind stets herzlich willkommen!

Viel Spaß bei unseren angekündigten Veranstaltungen!

Rainer Bartoschewitz

Foto: Das Okertal bei Dalldorf (Mai 2024, R. Bartoschewitz)

Das Okertal entstand als Teil des Entwässerungssystems der abschmelzenden eiszeitlichen Gletscher, wahrscheinlich bereits während der Elster-Eiszeit (Bombien 1987) vor 440.000 Jahren, dass die Schmelzwässer von der Vereisungsgrenze am nördlichen Harzrand nach Norden in das Breslau-Bremer-Urstromtal („Aller-Urstromtal“) abführte.

Vorträge:

Treffen: Historisches Museum Schloss Gifhorn um 19.00 Uhr

12.03.24: Der Wohlen-Berg Komplex – eine Stauchmoräne: Dr. V. Plack
14.05.24: Kataster der Geschiebe-Funde im Landkreis Gifhorn: R. Bartoschewitz
13.08.24: Sedimente des Harzer Bergbaus im Landkreis Gifhorn: B. Noltemeyer
08.10.24: Fundstellen, Ausrüstung, Methoden und Bestimmung – Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung für (Hobby-) Geologen: K. Dyck
10.12.24: Sedimentärgeschiebe im Landkreis Gifhorn: Dr. A. Popp

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Jubiläumsfest im Kavalierhaus-Garten

Im Kavalierhaus folgt ein Jubiläum auf das andere. Im vergangenen Jahr feierte EMMA – Museumswohnung im Kavalierhaus das 25jährige Bestehen. Und in diesem Jahr arbeiten die „Gartenfreunde Kavalierhaus-Garten“ seit einem Vierteljahrhundert gemeinsam am Erhalt von Emma Wredes Garten. Die Gartenfreunde sind von Beginn an eine Arbeitsgemeinschaft des Museums- und Heimatvereins. Im Laufe der 25 Jahre haben sich viele helfende Gartenfreunde und vor allem auch Gartenfreundinnen mit viel Enthusiasmus und manchmal auch mit Rückenschmerzen dieses Kleinods in der Stadt angenommen.

Ein gärtnerisches Kleinöd mitten in der Stadt (Foto: M. Seth).
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Archäologische Ausgrabungen und Neuentdeckungen im Landkreis Gifhorn: ein Rückblick auf die Jahre 2020 und 2021

Am Dienstag, den 11. Januar 2022, 19 Uhr, folgt ein weiterer Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“. In einem Online-Vortrag berichtet der Kreis- und Stadtarchäologe Dr. Ingo Eichfeld über die archäologischen Aktivitäten im Landkreis und in der Stadt Gifhorn während der Jahre 2020 und 2021.

Obwohl auch die Archäologie von einigen Corona-Einschränkungen betroffen war, wurde hinter den Kulissen weiter geforscht und ausgegraben. So lieferte der Bau einer neuen Gasleitung von Walle nach Wolfsburg neue Einblicke in die letzten Jahrhunderte vor Christi Geburt, während auf dem Areal eines geplanten Verbrauchermarktes in Steinhorst vollkommen überraschend die Überreste einer mittelalterlichen Gerberei zum Vorschein gekommen sind. Überhaupt stand in den Jahren 2020 und 2021 das Mittelalter im Fokus, denn auch bei Baumaßnahmen in Jembke oder in der Stadt Gifhorn öffneten sich Fenster in das vermeintlich finstere Zeitalter.

Untersuchungen im Befestigungsgraben der Sassenburg (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn).
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