DDR-Grenzanlagen und Fluchttunnel im Spiegel der Archäologie

Vortrag am 20 Juni, 19:30 Uhr, im Rittersaal des Gifhorner Schlosses

Vom 20. bis zum 22. Juni findet die Jahrestagung der Archäologischen Kommsion für Niedersachsen im Schloss Gifhorn statt. Zum Auftakt der Fachtagung am Donnerstag (20. Juni) referiert Dr. des. Torsten Dressler ab 19:30 Uhr in einem öffentlichen Vortrag im Rittersaal des Schlosses über DDR-Grenzanlagen und Fluchttunnel im Spiegel der Archäologie.

Die Berliner Mauer gilt als das Symbol und Fixpunkt der deutschen Teilung. Ob im Boden erhaltene Fundamente von Wachtürmen, Teile der Stacheldrahtverhaue, Signalanlagen, Munition und Reste von Tunnelbauten – sowohl die Grenzanlagen als auch die Fluchttunnel rücken immer wieder in den Fokus der modernen Archäologie. Die Ausgrabungen erfordern dabei eine intensive Auseinandersetzung mit zahlreichen historischen Quellen in Text, Bild und Ton. Gleichzeitig liefern sie neue und spannende Informationen jenseits des bislang bekannten Bildes.

Ausgrabung des sogenannten Aagaard-Fluchttunnels von 1963. Links Detlef Aargaard, rechts Archäologe Torsten Dressler, im Hintergrund das Wohnhaus der Familie Aargaard und der Startpunkt des Fluchttunnels in Glienicke/Nordbahn (Foto: ABD-Dressler).

Der Vortrag schildert einerseits die Grenzausbauphasen und beschreibt die DDR-Grenzanlagen. Andererseits werden die Fluchtprozesse und die Sachzwänge des Fluchttunnelbaus vor dem Hintergrund der Strategien der Fluchtverhinderung durch die staatlichen Organe der DDR thematisiert. Der Referent ist langjähriger Archäologe und Spezialist für die „Archäologie des Eisernen Vorhangs“. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

Licht auf dunkle Jahrhunderte: Archäologische Ausgrabungen an der Sassenburg bei Gifhorn

Vortrag im Rahmen der Geschichtswerkstatt Gifhorn am 28. Mai, 19 Uhr

Manchmal steckt in lokalen Legenden ein wahrer Kern, der sich archäologisch belegen lässt. Das zeigen Untersuchungen, die seit 2019 von der Kreis- und Stadtarchäologie gemeinsam mit der Universität Leipzig, der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft im Museum und Heimatverein Gifhorn e.V. und weiteren Projektpartnern an der Sassenburg östlich von Gifhorn durchgeführt werden. 

Die in der Heimatliteratur seit Langem bekannte Anlage war in der Vergangenheit immer wieder Gegenstand verschiedener Spekulationen: Handelt es sich um eine Verteidigungsanlage Karls des Großen? Wurde sie in sächsischer Zeit als Befestigung gegen die Slawen errichtet? Oder wurde sie erst viel später im 13./14. Jahrhundert erbaut? Und was hat es mit der sogenannten Balkburg auf sich, die ebenfalls ganz in der Nähe zwischen Dannenbüttel und Gifhorn vermutet wird? 

Seit 2019 erforschen die Kreis- und Stadtarchäologie, die Archäologische Arbeitsgemeinschaft Gifhorn und Studierende der Archäologie von der Universität Leipzig die Sassenburg (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn).
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Archäologische Busexkursion im Landkreis Gifhorn am 25. Mai

Im Gebiet des heutigen Landkreises Gifhorn nördlich der Aller gibt es interessante Bau- und Bodendenkmäler zu entdecken. Frühmittelalterliche Befestigungen wie die Ringwallanlage „Sassenburg“ oder die sogenannte „Bernwardsburg“ bei Wahrenholz erzählen von historischen Konflikten zwischen Sachsen und Slawen im späten 10. Jahrhundert. An der Grenze zwischen dem heutigen Sachsen-Anhalt und dem Land Niedersachsen liegt die Landwehr von Rade – eine der besterhaltenen Grenzbefestigungen des Mittelalters in Niedersachsen. Die Burganlage in Knesebeck stammt ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert und dokumentiert die konsolidierten Machtverhältnisse im späten Mittelalter. Hinzu kommen große und kleine Denkmäler wie das Scheibenkreuz von Rade, mittelalterliche Rundlingsdörfer oder die sogenannte „Burg Wickeloh“ bei Groß Oesingen. Letztere wurde nach dem Ersten Weltkrieg durch den völkisch-esoterischen Neutemplerorden erworben, dessen Mitglieder den ehemaligen Pflanzkamp für den „heiligen Hain des Gottes Wih“ hielten und zu einer Niederlassung ausbauen wollten.

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Grabungsführung im Neubaugebiet „Kirchsteig“ in Brome

Seit dem 29. Januar finden im geplanten Neubaugebiet „Kirchsteig“ in Brome archäologische Grabungen statt. Bei den Voruntersuchungen durch die Firma Arcontor sind bereits zahlreiche Funde und Befunde ans Licht gekommen, die eine intensive vorgeschichtliche und mittelalterliche Besiedlung des Areals belegen. Am Donnerstag, den 28. März, 16 Uhr, gibt es eine öffentliche Führung über das Grabungsgelände. Die Führung wird etwa eine Stunde dauern. Wer daran teilnehmen möchte, ist herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung werden empfohlen. Der Treffpunkt ist direkt an der Grabungsfläche an der Straße „Zu den Ohreauen“.


Untersuchung einer Grube im geplanten Baugebiet „Kirchsteig“ in Brome (Foto: H. Gabriel).

Von brüllenden Löwen und zischenden Schlangen: Die Zerstörung der Stadt Gifhorn am 20. Juni 1519 aus historisch-archäologischer Perspektive

Der 20. Juni 1519 war ein Schicksalstag für die heutige Stadt Gifhorn. Im Zuge der sogenannten Hildesheimer Stiftsfehde, einer der blutigsten Kriege in unserer Region am Übergang zur frühen Neuzeit, waren Tage zuvor bereits Peine, Burgdorf und Meinersen überfallen und zerstört worden. Nun stehen die calenbergisch-wolfenbüttelschen Truppen mit ihren Geschützen vor den Toren Gifhorns, das bald darauf ebenfalls geplündert und zerstört wird. „Anno domini … wart Giffhorn und andere blecke und dorppe affgebrandt“. Mit diesen dürren Worten berichtet das Gifhorner Ratsbuch über das einschneidende Ereignis. Um mehr zu erfahren, müssen andere Quellen – historische und archäologische – wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Dieser Aufgabe stellen sich der Historiker Lennart Bohnenkamp M.ed. und der Archäologe Dr. Ingo Eichfeld in ihrem gemeinsamen Vortrag am Mittwoch, den 6. März 2024, 18 Uhr, im Historischen Museum Schloss Gifhorn.

Der Vortrag findet im Rahmen der Sonderausstellung „Die Gifhorner Welfen. Alte und neue Welten in unruhiger Zeit“ statt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

Die Siedlung des Königs? Aktuelle Forschungen zur Bronzezeit am Königsgrab von Seddin

Am Dienstag, den 13. Februar 2024, 19 Uhr, folgt der letzte Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“. Der Archäologe Dr. Immo Heske vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen berichtet über aktuelle archäologische Untersuchungen im Umfeld der bedeutendsten Grabanlage der jüngeren Bronzezeit im nördlichen Mitteleuropa, dem sogenannten Königsgrab von Seddin. Der Veranstaltungsort ist der Rittersaal im Schloss Gifhorn.

Mit dem Fundort Seddin in der Prignitz sind für die jüngere Bronzezeit in Mittel- und Nordeuropa herausragende archäologische Funde verbunden. Besonders das Inventar aus dem monumentalen Grabhügel des sagenhaften „König Hinz“ mit seinen zahlreichen Bronzebeigaben liefert eine entscheidende Grundlage für Überlegungen zu den internationalen Beziehungen von hochrangigen Personen in ihrem europäischen Kontext. Seit dem Jahr 2015 unternimmt das Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen unter der Leitung von Dr. Immo Heske Prospektionsgrabungen im Umfeld des Großgrabhügels. Die bisher freigelegten Befunde umfassen Pfostenstrukturen, Siedlungsgruben und eine Vielzahl an Gar- oder Feuergruben. Die absoluten Datierungen und das Fundmaterial lassen ein ausgedehntes facettenreiches Siedlungsareal des 10. bis 8. Jh. v. Chr. vermuten.

Freilegung eines jungbronzezeitlichen Gefäßes (Foto: I. Heske, Sem. UFG Göttingen).
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Feuergruben, Burgen und Schlüsselhaken: Ausgrabungen und Neuentdeckungen im Landkreis Gifhorn – ein Rückblick auf das Jahr 2023

Der Beginn eines neuen Jahres ist stets ein guter Anlass, auf Vergangenes und Erreichtes zurückzublicken. Der traditionelle Jahresrückblick der Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn richtet das Augenmerk wie immer auf die archäologischen Neufunde und Entdeckungen, die im Laufe des vergangenen Jahres ans Tageslicht gekommen sind. Was wurde im Jahr 2023 gefunden? Was erzählen uns die Neufunde über die Geschichte unserer Region? Und wie lässt sich das alles in einen größeren Kontext einordnen?

Archäologische Sondagen im Neubaugebiet Neubokel-Rehbohm, Stadt Gifhorn (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie).
Schlüsselhaken mit der Darstellung der Heiligen Margarethe (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie).

Themen des diesjährigen Vortrags sind unter anderem zwei fast 500 Jahre alte Eichenstämme aus Lüben bei Wittingen, rätselhafte Feuergruben bei Weddersehl und Grabungsergebnisse aus dem Neubaugebiet „Rehbohm“ in Gifhorn-Neubokel. Der Referent Dr. Ingo Eichfeld gibt einen Einblick in die neuesten Forschungen zur frühmittelalterlichen Ringwallanlage Sassenburg und an vergleichbaren Befestigungen im Landkreis Gifhorn. Ein weiteres spannendes Kapitel bilden die Neufunde, die von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in dem geplanten Neubaugebiet Kirchsteig in Brome entdeckt worden sind, sowie andere archäologische (Zufalls-) Entdeckungen. In diesem Jahr reicht das Spektrum von vorgeschichtlichen Schmuck- und Trachtbestandteilen aus der Bronze- und Eisenzeit über Gewandschließen der ersten Christen bis hin zu einem besonderen Schlüsselhaken der frühen Neuzeit. Es ist für jede(n) etwas dabei.

Der Vortrag findet am Dienstag, 9. Januar, um 19 Uhr im Rittersaal des Schlosses Gifhorn statt. Der Eintritt zu der Veranstaltung, die von der Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn in Zusammenarbeit mit der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft im Museums- und Heimatverein Gifhorn e.V. organisiert wird, ist wie immer frei. Spenden für die Archäologische Arbeitsgemeinschaft sind willkommen!
Der Vortag wird auch per Zoom übertragen. Der Zugangslink lautet:

https://us06web.zoom.us/j/8449614465?pwd=ZGV5MFJZL2dSYUVGUlFBdEJETjZ5QT09

Das Gold des Nordens und die Tränen der Götter – Bernstein in der Archäologie

Am Dienstag, den 12. Dezember, 19 Uhr, berichtet der Schleswiger Archäologe Karl Johann Offermann über seine Untersuchungen zu archäologischen Bernsteinfunden in Nordeuropa und Norddeutschland. Der Vortrag findet im Museum Burg Brome im Rahmen der Vortragsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“ statt.

Frühgeschichtliche Bernsteinperlen von einem Gräberfeld im Samland (Foto: Karl Johann Offermann, ZBSA).

Bernstein übte in prähistorischen Zeiten genauso wie heute aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften, seines anmutigen Äußeren sowie seiner Exotik eine Faszination auf die Menschen aus. Der Rohstoff fand von der Steinzeit bis zur Neuzeit insbesondere in Form von Schmuck, aber auch von Alltagsgegenständen eine breite und vielfältige Verwendung. Eines der bekanntesten Beispiele sind die von Heinrich Schliemann im bronzezeitlichen Mykene gefundenen Perlen aus „Baltischem Bernstein“, der ausschließlich an Nord- und Ostsee vorkommt. Er wurde damit in Griechenland weit von seinem Ursprungsgebiet entfernt angetroffen und belegt die hohe Wertschätzung und Bedeutung von Objekten aus diesem Werkstoff.

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War Karl der Große im Jahr 804 in Holdenstedt? Der Raum Uelzen im späten 8. und 9. Jahrhundert aus archäologisch-historischer Perspektive

Am Dienstag, den 14. November 2023 um 19:00 Uhr berichtet der Uelzener Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Mathis Hensch über den Raum Uelzen im späten 8. und 9. Jahrhundert. Der Vortrag findet im Hotel „Zur Linde“, Hindenburgstraße 2, Hankensbüttel im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“ statt.

„Tag des offenen Denkmals“ auf der Ausgrabung an der Wall-Graben-Anlage „Römerschanze“ bei Holdenstedt (Foto: Stadt- und Kreisarchäologie Uelzen).

Die geostrategische Lage des Gebiets um Uelzen begünstigte ein verstärktes Engagement fränkischer Herrschafts- und Amtsträger. Schon in den Sachsenkriegen Karls des Großen wurde dem Bardengau, also im Wesentlichen den heutigen Landkreisen Lüneburg und Uelzen, durch die Franken offenbar eine besondere politisch-administrative und zeitweise wohl auch militärische Bedeutung beigemessen. So hielt sich Karl der Große zwischen 780 und 799 mehrfach zu militärischen Unternehmungen, aber auch zu politischen Verhandlungen im Bardengau auf, wobei insbesondere Bardowick als zentraler Platz in diesem Teil Sachsens sichtbar wird.

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Der römische Münzschatz von Filsum. Die Wiederentdeckung einer Entdeckung

Mit dem Herbstbeginn startet die Vortragsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“ in eine neue Saison. Wie in der Vergangenheit werden die Veranstaltungen wieder an wechselnden Orten durchgeführt. Zusätzlich werden die Vorträge auch per Zoom im Internet übertragen (Link siehe unten). Der erste Vortrag findet am Mittwoch, den 4. Oktober, um 19 Uhr, in der „Alten Schmiede“ in Wahrenholz (Hauptstraße 47, 29399 Wahrenholz) statt. Der Archäologe Dr. Jan F. Kegler vom Archäologischen Dienst der Ostfriesischen Landschaft aus Aurich präsentiert den ersten römischen Münzschatz, der seit über 100 Jahren im Raum Ostfriesland entdeckt worden ist.

Baggerarbeiten und Detektorprospektion. Tiefpflugspuren zeugen von der massiven Zerstörung des Untergrundes (Foto: Jan F. Kegler/Ostfriesische Landschaft).
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