Von brüllenden Löwen und zischenden Schlangen: Die Zerstörung der Stadt Gifhorn am 20. Juni 1519 aus historisch-archäologischer Perspektive

Der 20. Juni 1519 war ein Schicksalstag für die heutige Stadt Gifhorn. Im Zuge der sogenannten Hildesheimer Stiftsfehde, einer der blutigsten Kriege in unserer Region am Übergang zur frühen Neuzeit, waren Tage zuvor bereits Peine, Burgdorf und Meinersen überfallen und zerstört worden. Nun stehen die calenbergisch-wolfenbüttelschen Truppen mit ihren Geschützen vor den Toren Gifhorns, das bald darauf ebenfalls geplündert und zerstört wird. „Anno domini … wart Giffhorn und andere blecke und dorppe affgebrandt“. Mit diesen dürren Worten berichtet das Gifhorner Ratsbuch über das einschneidende Ereignis. Um mehr zu erfahren, müssen andere Quellen – historische und archäologische – wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Dieser Aufgabe stellen sich der Historiker Lennart Bohnenkamp M.ed. und der Archäologe Dr. Ingo Eichfeld in ihrem gemeinsamen Vortrag am Mittwoch, den 6. März 2024, 18 Uhr, im Historischen Museum Schloss Gifhorn.

Der Vortrag findet im Rahmen der Sonderausstellung „Die Gifhorner Welfen. Alte und neue Welten in unruhiger Zeit“ statt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

Die Siedlung des Königs? Aktuelle Forschungen zur Bronzezeit am Königsgrab von Seddin

Am Dienstag, den 13. Februar 2024, 19 Uhr, folgt der letzte Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“. Der Archäologe Dr. Immo Heske vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen berichtet über aktuelle archäologische Untersuchungen im Umfeld der bedeutendsten Grabanlage der jüngeren Bronzezeit im nördlichen Mitteleuropa, dem sogenannten Königsgrab von Seddin. Der Veranstaltungsort ist der Rittersaal im Schloss Gifhorn.

Mit dem Fundort Seddin in der Prignitz sind für die jüngere Bronzezeit in Mittel- und Nordeuropa herausragende archäologische Funde verbunden. Besonders das Inventar aus dem monumentalen Grabhügel des sagenhaften „König Hinz“ mit seinen zahlreichen Bronzebeigaben liefert eine entscheidende Grundlage für Überlegungen zu den internationalen Beziehungen von hochrangigen Personen in ihrem europäischen Kontext. Seit dem Jahr 2015 unternimmt das Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen unter der Leitung von Dr. Immo Heske Prospektionsgrabungen im Umfeld des Großgrabhügels. Die bisher freigelegten Befunde umfassen Pfostenstrukturen, Siedlungsgruben und eine Vielzahl an Gar- oder Feuergruben. Die absoluten Datierungen und das Fundmaterial lassen ein ausgedehntes facettenreiches Siedlungsareal des 10. bis 8. Jh. v. Chr. vermuten.

Freilegung eines jungbronzezeitlichen Gefäßes (Foto: I. Heske, Sem. UFG Göttingen).
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Feuergruben, Burgen und Schlüsselhaken: Ausgrabungen und Neuentdeckungen im Landkreis Gifhorn – ein Rückblick auf das Jahr 2023

Der Beginn eines neuen Jahres ist stets ein guter Anlass, auf Vergangenes und Erreichtes zurückzublicken. Der traditionelle Jahresrückblick der Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn richtet das Augenmerk wie immer auf die archäologischen Neufunde und Entdeckungen, die im Laufe des vergangenen Jahres ans Tageslicht gekommen sind. Was wurde im Jahr 2023 gefunden? Was erzählen uns die Neufunde über die Geschichte unserer Region? Und wie lässt sich das alles in einen größeren Kontext einordnen?

Archäologische Sondagen im Neubaugebiet Neubokel-Rehbohm, Stadt Gifhorn (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie).
Schlüsselhaken mit der Darstellung der Heiligen Margarethe (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie).

Themen des diesjährigen Vortrags sind unter anderem zwei fast 500 Jahre alte Eichenstämme aus Lüben bei Wittingen, rätselhafte Feuergruben bei Weddersehl und Grabungsergebnisse aus dem Neubaugebiet „Rehbohm“ in Gifhorn-Neubokel. Der Referent Dr. Ingo Eichfeld gibt einen Einblick in die neuesten Forschungen zur frühmittelalterlichen Ringwallanlage Sassenburg und an vergleichbaren Befestigungen im Landkreis Gifhorn. Ein weiteres spannendes Kapitel bilden die Neufunde, die von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in dem geplanten Neubaugebiet Kirchsteig in Brome entdeckt worden sind, sowie andere archäologische (Zufalls-) Entdeckungen. In diesem Jahr reicht das Spektrum von vorgeschichtlichen Schmuck- und Trachtbestandteilen aus der Bronze- und Eisenzeit über Gewandschließen der ersten Christen bis hin zu einem besonderen Schlüsselhaken der frühen Neuzeit. Es ist für jede(n) etwas dabei.

Der Vortrag findet am Dienstag, 9. Januar, um 19 Uhr im Rittersaal des Schlosses Gifhorn statt. Der Eintritt zu der Veranstaltung, die von der Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn in Zusammenarbeit mit der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft im Museums- und Heimatverein Gifhorn e.V. organisiert wird, ist wie immer frei. Spenden für die Archäologische Arbeitsgemeinschaft sind willkommen!
Der Vortag wird auch per Zoom übertragen. Der Zugangslink lautet:

https://us06web.zoom.us/j/8449614465?pwd=ZGV5MFJZL2dSYUVGUlFBdEJETjZ5QT09

Das Gold des Nordens und die Tränen der Götter – Bernstein in der Archäologie

Am Dienstag, den 12. Dezember, 19 Uhr, berichtet der Schleswiger Archäologe Karl Johann Offermann über seine Untersuchungen zu archäologischen Bernsteinfunden in Nordeuropa und Norddeutschland. Der Vortrag findet im Museum Burg Brome im Rahmen der Vortragsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“ statt.

Frühgeschichtliche Bernsteinperlen von einem Gräberfeld im Samland (Foto: Karl Johann Offermann, ZBSA).

Bernstein übte in prähistorischen Zeiten genauso wie heute aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften, seines anmutigen Äußeren sowie seiner Exotik eine Faszination auf die Menschen aus. Der Rohstoff fand von der Steinzeit bis zur Neuzeit insbesondere in Form von Schmuck, aber auch von Alltagsgegenständen eine breite und vielfältige Verwendung. Eines der bekanntesten Beispiele sind die von Heinrich Schliemann im bronzezeitlichen Mykene gefundenen Perlen aus „Baltischem Bernstein“, der ausschließlich an Nord- und Ostsee vorkommt. Er wurde damit in Griechenland weit von seinem Ursprungsgebiet entfernt angetroffen und belegt die hohe Wertschätzung und Bedeutung von Objekten aus diesem Werkstoff.

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Programm der Geowissenschaftlichen AG Gifhorn für das Jahr 2024

Aktualisiert: Freitag, 19.07.2024, 16.20 Uhr

Hinweis 1: Das Goldwaschen für Kids im Historischen Museum Schloss Gifhorn im Rahmen der Ferienaktion findet nun am Mittwoch, 24.07.2024, in der Zeit von 10.30 Uhr bis 12.00 Uhr statt.

Anmeldung unter: klaus.dyck@o2online.de oder 017620114860 oder unter  veranstaltungen@museen-gifhorn.de oder Tel: 05371 9459 106

Hinweis 2: Am 18.07.2024 wurde der Exkursionsbericht über die Bergwerksbefahrung „Roter Bär“ am 09.07.2024 eingestellt.

Hinweis 3: Am 31.08.2024 wird die Geo AG einen GoldwaschStand in der Zeit von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr während des Dorfmarkts Gamsen, Hof Lüdde, Hamburger Straße 43, betreiben. Dort kann jeder!! unter fachkundiger Anleitung „Goldwaschen mit der Pfanne“ erlernen. Anmeldung nicht erforderlich, Spenden erbeten.

Näheres siehe jeweils unten im Programm der Geo AG.

Geologie des Landkreises Gifhorn

Auf den ersten Blick gibt es hier doch nur Kiese und Sande – das ist doch keine Geologie!? Bei weitem gefehlt – Sand war im Jahr 2016 das Gestein des Jahres!

Während der Eiszeiten hobelten die aus Skandinavien kommenden Gletscher die Oberflächengesteine ab und transportierten sie südwärts. So kam es hier zur Ablagerung von einer Vielzahl der unterschiedlichsten Gesteine aller Bildungsprozesse mit Altern zwischen 1 und 2000 Millionen Jahren! Von einigen Gesteinen kennen wir die Herkunftsgebiete, doch große Gebiete liegen heute unter Wasser, andere sind durch die Gletscher komplett abgetragen – der Variantenreichtum unserer Geschiebefunde übersteigt bei weitem das zurzeit bekannte Gesteinsmaterial der Herkunftsgebiete.

Die sanfte Morphologie unseres Landkreises wurde durch die eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Prozesse mit seinen Moränen, Abflussrinnen, Sandern, Pingos, Dünen, Schlatts und Mooren geprägt.

Im Landkreis Gifhorn ist das Klima der bedeutendste geologische Prozess und jedes Geotop stellt ein Klima-Archiv dar!

Aber es gibt auch Gebiete, in denen die Gletscher Fenster in die frühere Geologie unseres Landkreises öffneten. So finden wir

– fast 200 Mio. Jahre alten festlandnahen Meeresgrund aus dem Unterjura mit seiner vielfältigen Fauna von Insekten bis zu Sauriern,

– etwa 100 Mio. Jahre alten Grund des Flachmeeres der Unterkreide mit seinen Tonen und fossil- und mineralführenden Geoden und

– knapp 70 Mio. Jahre alten Grund des Oberkreidemeeres mit seiner beindruckenden Meeresfauna.

Die sanfte Morphologie täuscht jedoch über die vorherigen gewaltigen geologischen Prozesse des Salzaufstieges hinweg, die zur Bildung unserer heimischen Rohstoffe Salz, Erdöl und Erdgas führten.

Mit unseren Aktivitäten möchten wir allen Interessierten die Geologie unseres Landkreises verständlich machen, denn das ist die Voraussetzung für das Erleben der Schönheit Natur.

Unsere Veranstaltungen sind für alle Interessierten offen und Gäste sind stets herzlich willkommen!

Viel Spaß bei unseren angekündigten Veranstaltungen!

Rainer Bartoschewitz

Foto: Das Okertal bei Dalldorf (Mai 2024, R. Bartoschewitz)

Das Okertal entstand als Teil des Entwässerungssystems der abschmelzenden eiszeitlichen Gletscher, wahrscheinlich bereits während der Elster-Eiszeit (Bombien 1987) vor 440.000 Jahren, dass die Schmelzwässer von der Vereisungsgrenze am nördlichen Harzrand nach Norden in das Breslau-Bremer-Urstromtal („Aller-Urstromtal“) abführte.

Vorträge:

Treffen: Historisches Museum Schloss Gifhorn um 19.00 Uhr

12.03.24: Der Wohlen-Berg Komplex – eine Stauchmoräne: Dr. V. Plack
14.05.24: Kataster der Geschiebe-Funde im Landkreis Gifhorn: R. Bartoschewitz
13.08.24: Sedimente des Harzer Bergbaus im Landkreis Gifhorn: B. Noltemeyer
08.10.24: Fundstellen, Ausrüstung, Methoden und Bestimmung – Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung für (Hobby-) Geologen: K. Dyck
10.12.24: Sedimentärgeschiebe im Landkreis Gifhorn: Dr. A. Popp

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Einladung zur Jahresabschluss-Veranstaltung am 1. Dezember 2023

Zur Zeit läuft im Historischen Museum im Schloss die Sonderausstellung
„Die Gifhorner Welfen Alte und neue Welten in unruhiger Zeit“.

Margarethe, die Hofdame der Herzogin Klara, wird Sie durch die Ausstellung führen und Ihnen Spannendes aus einer unruhigen Zeit erzählen. Anschließend gibt es Kaffee und Kuchen mit hoffentlich toller Aussicht auf Gifhorn im Café Weitblick im Mühlenquartier.

Der Ablauf ist wie folgt geplant:

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Die Gifhorner Welfen. Alte und Neue Welten in unruhiger Zeit

Die neue Sonderausstellung „Die Gifhorner Welfen. Alte und Neue Welten in unruhiger Zeit“ beleuchtet die aufgewühlte Epoche der Renaissance mit ihren Umbrüchen, Anfängen und auch Endpunkten. Und sie begleitet das einzige Gifhorner Herzogspaar Klara und Franz in ihren spannenden Lebensläufen an der Schwelle zur Moderne.

Die Ausstellung läuft vom 12.11.2023 – 12.05.2024 und kann während der üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden:

Dienstag und Mittwoch 10:00 – 13:00 Uhr
Donnerstag und Freitag 14:00 – 17:00 Uhr
Samstag, Sonn- u. Feiertage 11:00 – 17:00 Uhr

War Karl der Große im Jahr 804 in Holdenstedt? Der Raum Uelzen im späten 8. und 9. Jahrhundert aus archäologisch-historischer Perspektive

Am Dienstag, den 14. November 2023 um 19:00 Uhr berichtet der Uelzener Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Mathis Hensch über den Raum Uelzen im späten 8. und 9. Jahrhundert. Der Vortrag findet im Hotel „Zur Linde“, Hindenburgstraße 2, Hankensbüttel im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“ statt.

„Tag des offenen Denkmals“ auf der Ausgrabung an der Wall-Graben-Anlage „Römerschanze“ bei Holdenstedt (Foto: Stadt- und Kreisarchäologie Uelzen).

Die geostrategische Lage des Gebiets um Uelzen begünstigte ein verstärktes Engagement fränkischer Herrschafts- und Amtsträger. Schon in den Sachsenkriegen Karls des Großen wurde dem Bardengau, also im Wesentlichen den heutigen Landkreisen Lüneburg und Uelzen, durch die Franken offenbar eine besondere politisch-administrative und zeitweise wohl auch militärische Bedeutung beigemessen. So hielt sich Karl der Große zwischen 780 und 799 mehrfach zu militärischen Unternehmungen, aber auch zu politischen Verhandlungen im Bardengau auf, wobei insbesondere Bardowick als zentraler Platz in diesem Teil Sachsens sichtbar wird.

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Sonderausstellung: Das Kavalierhaus – Wohnen in der Renaissance

Die Bürgerstiftung Kavalierhaus und das EMMA – Museumswohnung im Kavalierhaus zeigen vom 16. bis zum 22. Dezember im Kavalierhaus (Gifhorn Steinweg 3) die Ausstellung „Das Kavalierhaus – Wohnen in der Renaissance“. Die Ausstellung gewährt einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Kavalierhauses und vermittelt Erkentnisse, die bei den Restaurierungsarbeiten der 1990er und 2000er Jahre gewonnen wurden.

Alle Mitglieder des Museums- und Heimatvereins Gifhorn e.V. sowie Freude und Bekannte sind herzlich eingeladen zur Ausstellungseröffnung am Donnerstag, den 16. November 2023, um 18:30. Die Einführung in die Ausstellung geben Barbara Bergau und Anette Thiele.