Glück auf! Oder: Vor der Hacke ist es dunkel….

Produktiv, doch durchaus staubig und dreckig ging es heute zu. Eimerweise Holzkohle als Nachweis eines verheerenden Brandes sorgte dafür, dass wir zum Feierabend wie Kohlekumpel aussahen.

Nachdem die Dokumentation der nahezu vollständig mit Holzkohle verfüllten Pfostengrube im östlichen Schnitt abgeschlossen war, ging es bei der Freilegung des Planums mit einer dichten Lage aus verkohlten Hölzern weiter. Nahezu die gesamte zentrale Fläche besteht aus den verkohlten, aber leider sehr fragmentierten Resten der Wallkonstruktion. Dennoch gelang es eine Wandscherbe frühmittelalterlicher Machart und wieder mehrere Klingenfragmente aus Feuerstein – darunter ein Querschneider – zu bergen. Hier waren Fingerspitzengefühl und geschulte Augen gefragt. Ohne das sorgfältige Sieben des Aushubs wären dennoch einige Stücke nicht erfasst worden.

Auch im nördlichen Schnitt war die Feinstaubbelastung durchaus groß – der ausgetrocknete feine Boden machte zwischenzeitlich das Tragen von Atemschutzmasken erforderlich. Zum Glück hat man diese heutzutage allzeit griffbereit. Nachdem das erste Planum fertiggestellt und dokumentiert war, wurde der Schnitt nach Süden erweitert. Dabei konnten – neben der obligatorischen Holzkohle – wieder einige Keramikscherben sowie Silexabschläge eingesammelt werden. Beim Tiefergehen wurde die Balkenlage vom Vorjahr sicher erfasst, allerdings in deutlich schlechterer Erhaltung. Zwar kamen einige interessante Holzreste zutage, jedoch nur sehr kleinteilig und weitgehend vergangen. Die sorgfältige Dokumentation der letzten Kampagne zahlt sich nun aus und ermöglicht es, die Strukturen zu rekonstruieren.

Morgen werden zunächst weitere Dokumentationsarbeiten im Vordergrund stehen, bevor wir weiter ins Unbekannte vorstoßen. Oder wie es die Kohlekumpel ausdrücken würden: Vor der Hacke ist es dunkel!

Sonne, Sand und Sassenburg – die ersten Funde

Nachdem der gestrige Tag mit Regen begann, verwöhnte uns heute die Sonne. Nach weiteren Drohnenaufnahmen begannen endlich die eigentlichen Grabungsarbeiten. In beiden Arbeitsbereichen galt es zunächst den Waldboden abzugraben, um die archäologisch relevanten Schichten freizulegen. Zwar erschwerten zahlreiche Wurzeln und Baumstümpfe die Arbeit, aber bald zeigte sich, dass die Mühe lohnt.

Sieben und Kratzen = Alltag auf der Sassenburg.

Im östlichen Grabungsschnitt zeichneten sich schon nach kurzer Zeit die ersten interessanten Verfärbungen ab. Im Profil geschnitten ergab sich eine stark mit Holzkohle angereicherte Grube, die möglicherweise für einen Pfosten angelegt worden war. Ob es sich dabei um den Rest einer Palisade oder um einen Teil des Zugangs handelt, wird sich hoffentlich in den nächsten Tagen klären. Die Stimmung stieg, als die ersten Funde – zahlreiche Holzkohlestücke sowie Klingenfragmente und Abschläge aus Silex – zutage gefördert wurden.

Direkt unter dem Waldboden und noch nicht fertig geputzt: eine mit Holzkohle gefüllte Grube auf der Wallkuppe im östlichen Grabungsschnitt.

Ereignisreich gestaltete sich auch der Fortgang im nördlichen Grabungsschnitt. Die im letzten Jahr entdeckte Balkenlage deutet sich hier bereits durch holzkohlehaltigen und stark verdichteten Boden knapp unterhalb der Oberfläche an. Eine annähernd rechteckige Verfärbung, die möglicherweise ebenfalls zu einer Pfostengrube gehört, mag mit einer ehemals aufgehenden, jedoch durch den Brand der Burg zerstörten Befestigung in Zusammenhang stehen. Nach der Dokumentation des Planums wird sich im Profilschnitt ergeben, ob sich diese Vermutung bestätigen lässt.

Beim Sieben des Aushubs stellten sich auch im nördlichen Schnitt die ersten Funde ein. Zahlreiche Holzkohlestücke und zwei Silexfragmente, vor allem aber mehrere Keramikscherben versetzen das Grabungsteam in Entzücken. Denn die neu entdeckten Gefäßfragmente deuten an, dass die im Frühmittelalter errichtete Anlage auch im Spätmittelalter aufgesucht wurde.

Fragmente spätmittelalterlicher Keramik.

Neue Fragen also an die Sassenburg. Was wird wohl der morgige Tag bringen?

Es ist angerichtet: Die Grabungen auf der Sassenburg im Jahr 2022 beginnen

Es geht weiter mit der Grabung an der Sassenburg! Die Ergebnisse vom letzten Jahr werden in zwei neuen Untersuchungsflächen weiterverfolgt und präzisiert. Doch zunächst galt es die Grundlagen für die kommenden vier Wochen zu legen. Konkret hieß das, den Bauwagen einzuräumen, das Grabungszelt zu errichten und vor allem den schulterhohen Farn sowie einige mittlerweile umgestürzte Bäume zu beseitigen, damit ersichtlich wird, wie es unter dem dichten Bewuchs um die Sassenburg bestellt ist.

Während ein Teil des Teams schon mit der Beseitigung des Farns beschäftigt ist, lauscht der andere den Ausführungen von Uwe Kraus zu den bisherigen Grabungen.

Die dadurch freigelegten Flächen knüpfen an die Grabungsschnitte vom letzten Jahr an. Einerseits wird im Norden der Wallschnitt auf den Innenbereich erweitert, um Aussagen über eine mögliche Bebauung zu treffen. Damit einhergehend sollen Fragen zur Nutzung der Anlage nachverfolgt werden. Andererseits steht im Ostbereich die konkrete Konstruktion des Wallaufbaus im Fokus.Hierfür werden die verkohlten Balkenlagen, die in der vergangenen Kampagne eine Datierung der Sassenburg in das ausgehende 10. Jahrhundert ermöglicht haben, großflächig freigelegt.

Neben bekannten Gesichtern von der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft des MHV Gifhorn setzt sich das Grabungsteam auch in diesem Jahr wieder aus Studierenden der Uni Leipzig zusammen, die größtenteils ihre ersten praktischen Erfahrungen auf einer archäologischen Ausgrabung sammeln. Für sie galt es heute die Grundlagen der Vermessungstechnik mittels GPS und Tachymeter-Totalstation kennenzulernen, um die Ergebnisse der kommenden Tage zentimetergenau zu dokumentieren. Zum Abschluss kam eine Drohne zum Einsatz. Mit ihr wurden Geländeaufnahmen der freigelegten Flächen aufgenommen, damit ein digitales Modell des Oberbodens erstellt werden kann.

Die Grabungsfläche „Schnitt 3“ von oben. Die roten Markierungen dienen Vermessungszwecken.

Der erste Tag – zugleich spannend als auch anstrengend – macht in jedem Fall Lust auf mehr. Es bleibt abzuwarten, welche Geheimnisse die Sassenburg diesmal preisgibt.
Wie im letzten Jahr wird an dieser Stelle wieder über alles Wesentliche informiert – und das Tag für Tag.

Auch in diesem Jahr machte die Vorbereitung der Fläche wieder eine Menge Arbeit.

Archäologische Ausgrabungen und Neuentdeckungen im Landkreis Gifhorn: ein Rückblick auf die Jahre 2020 und 2021

Am Dienstag, den 11. Januar 2022, 19 Uhr, folgt ein weiterer Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“. In einem Online-Vortrag berichtet der Kreis- und Stadtarchäologe Dr. Ingo Eichfeld über die archäologischen Aktivitäten im Landkreis und in der Stadt Gifhorn während der Jahre 2020 und 2021.

Obwohl auch die Archäologie von einigen Corona-Einschränkungen betroffen war, wurde hinter den Kulissen weiter geforscht und ausgegraben. So lieferte der Bau einer neuen Gasleitung von Walle nach Wolfsburg neue Einblicke in die letzten Jahrhunderte vor Christi Geburt, während auf dem Areal eines geplanten Verbrauchermarktes in Steinhorst vollkommen überraschend die Überreste einer mittelalterlichen Gerberei zum Vorschein gekommen sind. Überhaupt stand in den Jahren 2020 und 2021 das Mittelalter im Fokus, denn auch bei Baumaßnahmen in Jembke oder in der Stadt Gifhorn öffneten sich Fenster in das vermeintlich finstere Zeitalter.

Untersuchungen im Befestigungsgraben der Sassenburg (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn).
Weiterlesen

Tag 19: Der letzte Spatenstich

Nachdem im Laufe des Vormittags alle Arbeiten am Wallschnitt abgeschlossen, sämtliche Funde und Proben verpackt und inventarisiert und sogar das Werkzeug schon gereinigt war, streikte an Schnitt 2 mal wieder die Technik.

Gegen Feierabend wurden die Schaufeln wieder ausgepackt!

Die über 120 Kubikmeter Erde, die in den vergangen vier Wochen an der Sassenburg bewegt worden waren, mussten schließlich wieder zurückgefüllt werden. Damit für die Dokumentation ausreichend Zeit zur Verfügung steht, wurde im Vorfeld beschlossen, die Rückfüllaktion mit einem Bagger durchzuführen. Leider ging diesem noch vor Feierabend die Luft bzw. der Sprit aus. Doch nach all den tollen Erlebnissen der vergangenen Wochen konnte auch dieser kleine Rückschlag uns nichts anhaben. Deshalb packten wir kurzerhand die Schaufeln und Schubkarren wieder aus, kehrten zurück an den Schnitt und schaufelten kräftig von Hand weiter.

Mit etwas Wehmut über das Ende der Grabung, aber durchaus auch etwas Vorfreude auf das wohlverdiente Feierabendgetränk, klang der letzte Grabungstag an der Sassenburg also noch einmal mit Schaufelarbeit aus. Doch bei allem Technikfrust überwiegt die Freude. Das liegt nicht nur an der reichen archäologischen Ausbeute, sondern auch an all den vielen Menschen, die uns in den vergangenen Tagen und Wochen besucht und unterstützt haben. Dafür ein großes Dankeschön! 

Mit Vorfreude blicken wir nun auf die kommenden Ergebnisse der Fund- und Probenauswertung. Auf die Veröffentlichungen hierzu werden wir auf der Seite des MHV hinweisen. Natürlich werden wir an dieser Stelle auch vermelden, wenn es wieder heißt: Ehrenamt trifft Wissenschaft an der Sassenburg!

Tag 18: Der Countdown läuft

Die Grabungskampagne neigt sich dem Ende zu, aber die Arbeit wird nicht weniger. Da morgen alles wieder zugeschaufelt werden muss, musste es heute schnell gehen – und etwas länger. Bei all den tollen Ergebnissen machte das aber gar nichts, stattdessen waren alle mit vollem Elan dabei und das Motto „Ehrenamt trifft Wissenschaft“ bewährte sich auch am letzten richtigen Grabungstag. Mittlerweile sitzt jeder Handgriff und jeder kann sich auf den anderen verlassen.

Bergung von Hölzern aus der Grabenverfüllung.

Im Norden (Schnitt 1) konnten die Arbeiten endgültig abgeschlossen werden. Nach dem Dokumentieren der Hauptprofile wurden aus den vielversprechendsten Befunden weitere Proben für naturwissenschaftliche Untersuchungen entnommen. All die entnommenen Hölzer, Holzkohle- und Bodenproben werden dabei helfen, ein möglichst umfassendes Bild von der Sassenburg vor 1000 Jahren zu zeichnen. Doch bevor es dazu kommt, muss die Grabung abgeschlossen werden.

Probenentnahme.

Im östlichen Wallschnitt (Schnitt 2) – von uns liebevoll Heinrich-Schliemann-Gedächtnis-Schnitt getauft – mussten ebenfalls die Hauptprofile dokumentiert werden. Bei einer Gesamtlänge von fast 30 Metern bedeutete das, dass mehrere Zeichen- und Vermessungsteams gleichzeitig arbeiten mussten. Zwischenzeitlich klang es, als wäre die Frankfurter Börse an der Sassenburg zu Gast, so viele Zahlen und Maßangaben schallten über die Fläche.

Dokumentationsarbeiten allerorten.

Bei all der Dokuarbeit gab es dennoch neue Funde: Beim Abbau der Hölzer im Graben konnten weitere gut erhaltene Exemplare geborgen werden. Scheinbar hat die Sassenburg nur darauf gewartet, untersucht zu werden, so bereitwillig offenbart sie uns jeden Tag neue Fakten. Dennoch ist schon das Ende der diesjährigen Grabungskampagne in Sicht.

Tag 17: Profil- und Holzprofis

Mit bester Laune ging es heute vor allem darum, die Fragen zu klären, die zum Ende des gestrigen Tages aufgekommen waren. Leider gab es direkt einen Downer am Morgen: So bestätigte sich die Vermutung über die am Nordwall gefundenen Hölzer. Bei genauerer Betrachtung entpuppten sie sich als verrotteter Zaunpfahl, der erst vor wenigen Jahren in den Untergrund gerutscht war. Allerdings gibt es auch Positives von der Nordseite zu berichten. So konnte das an Tag 13 gefundene Holz geborgen werden, welches sich in einem erstaunlich guten Zustand für dendrochronologische Untersuchungen befindet und daher für eine Analyse eingeschickt werden wird. Zusätzlich konnten aus den verkohlten Bereichen mehrere Proben für C14-Datierungen entnommen werden. Zum Abschluss des Tages wurden dann die Profile für die endgültige Dokumentation vorbereitet.

Putzen des Planums in Schnitt 1: Die letzten Zentimeter sind immer die schwersten….

An der Ostseite stand heute ebenfalls die Vorbereitung der Profile im Vordergrund. Im gesamten Schnitt wurde fleißig geputzt, um die Profile für die abschließende Dokumentation vorzubereiten. Während der Arbeiten kam zudem ein weiteres stark verkohltes Holz zum Vorschein, und zwar unterhalb der Hölzer, die am Vortrag sofort zerfallen waren. Vielleicht haben wir hier mehr Glück! Doch das Holz vom westlichen Wallbereich stand ja auch noch aus. Nachdem alles säuberlich dokumentiert wurde, ging es an die Bergung. Mit äußerster Vorsicht wurde Holz entnommen, das sich sehr wahrscheinlich ebenfalls für eine dendrochronologische Analyse eignet! Damit sind wir auf der Zielgeraden, um das wahre Alter der Sassenburg zu erfahren.

Auch in Schnitt 2 warten noch einige Profilmeter auf ihre Dokumentation.

Damit war der Tag allerdings noch nicht vorbei. Die vermutliche mesolithische Feuerstelle an der östlichen Innenseite des Walls wartete ebenfalls darauf, näher untersucht zu werden. Beim Abbau der Steinpackung kamen weitere, etwas kleinere Steine zum Vorschein, aber auch weitere Silexabschläge. Da darin auch Holzkohle lag, sollte es möglich sein, das Alter auch dieses Befundes zu bestimmen.

Die verkohlten und sehr zerbrechlichen Hölzer werden mit Folie umwickelt und sorgfältig verpackt.

Mit einem sehr guten Gefühl und einem erfrischenden Getränk geht ein weiterer ereignisreicher Tag zu Ende. Wir sind gespannt, was uns zum Abschluss noch erwartet!

Tag 16: Der Endspurt beginnt

Nachdem wir am Wochenende die Großsteingräber der Altmark besichtigten und einen Einblick in die Grabung der „Jungen Archäologen der Altmark“ bei Rockenthin erhalten haben, starteten wir ausgeruht und mit der üblichen Vorfreude in die letzte Woche der Grabung. Der Endspurt bis zur Verfüllung der Schnitte am Donnerstag hat begonnen!

An der Nordseite der Sassenburg wurde heute das nächste Planum angelegt. Obwohl die Kombination aus Wind, feinem Sand und fallenden Kiefernzapfen dem Grabungsteam zwischenzeitlich alles abverlangte, gab es hier gegen Ende des Arbeitstages dennoch ein kleines Gefühlshoch. So zeigten sich nahe der Wallkuppe, auf der zum Inneren gelegenen Seite des Nordwalls, erneut mehrere Hölzer. Der überraschend gute Erhaltungszustand wirft bisher noch einige Fragen auf und legt die Vermutung nahe, dass es sich um Hölzer handelt, die nicht mit dem Ringwall der Sassenburg in Verbindung stehen. Genaue Aussagen werden sich aber erst am morgigen Tag treffen lassen, wenn die Freilegung weiter vorangeschritten ist.

Mindestens genauso spannend verliefen auch die heutigen Arbeiten im östlichen Bereich des Ringwalls. Hier wurden in erster Linie der Schnitt weiter abgetieft, um dem Ziel eines vom Graben bis zur Wallinnenseite verlaufenden Profils näher zu kommen. Dazu musste sich gerade im Bereich zwischen Wallkuppe und Graben mit dem bereits bekannten Ortstein auseinandergesetzt werden. Zeitgleich wurde auf der Wallkuppe probiert, eine Probe für eine Dendrodatierung aus dem verkohlten Holzriegel zu gewinnen – leider erfolglos. Trotz äußerster Vorsicht zerfiel das stark verkohlte Holz sofort. Alle Hoffnungen liegen daher auf dem zweiten Holzriegel im selben Grabungsschnitt. Hier erscheint der Erhaltungszustand, zumindest dem äußeren Eindruck nach, deutlich besser.

Vorbereitung der Hölzer zur Probenentnahme.

Ein ganz besonderes Highlight kam unterdessen auf der Wallinnenseite zum Vorschein. Hier wurden während des Abtiefens mehrere dicht beieinander liegende Steine gefunden. Die Steine weisen Spuren von Hitzeeinwirkungen auf und befinden sich in der Bleichsandschicht unterhalb des abgeflossenen Wallmaterials. Aus dem direkten Umfeld der Steinpackung liegen eine Vielzahl an Silexabschlägen und einige Silexklingen vor. Sollte es sich bei der Steinpackung um eine mesolithische Feuerstelle handeln? Genauere Aussagen werden sich auch hier höchstwahrscheinlich erst in den nächsten Tagen treffen lassen. Es bleibt also spannend!

Eine kleine Steinpackung im Bleichsand unter dem Wall gibt Rätsel auf.

Tag 15: Tag der offenen Grabung und erste Datierungen

Nach rund drei Wochen archäologischer Feldarbeit stand heute unser „Tag der offenen Grabung“ an. Da traf es sich gut, dass pünktlich zu diesem Termin auch die ersten Datierungen eingetroffen sind! Doch dazu gleich mehr….

Die Mitglieder des Museums- und Heimatvereins Gifhorn bei der Führung über das Grabungsgelände.

Als erster Besucher des Tages informierte sich zunächst der Landrat des Landkreises Gifhorn, Herr Dr. Andreas Ebel, über die aktuellen Forschungen auf dem Gelände der Sassenburg. Der Landrat zeigte sich beeindruckt von der geleisteten Arbeit und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass künftig noch weitere Projekte dieser Art durchgeführt werden. Nach einer exklusiven Führung für die Mitglieder des Museums- und Heimatvereins Gifhorn öffneten sich die „Burgtore“ dann ab 13 Uhr für die Öffentlichkeit, die dieses Angebot auch gerne annahm. So konnten wir bis 17 Uhr mehr als 210 BesucherInnen bei uns begrüßen! Mit Abstand und Maske ging es von Schnitt 1 zu Schnitt 2, wobei die Gruppen abwechselnd durch die Studierenden und die Grabungsleiter geführt wurden. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an alle BesucherInnen für das Einhalten der Corona-Regeln und das große Interesse an unserer Arbeit!

Die zur Beprobung eingesandten Hölzer erbrachten Fälldaten von „um/nach 957“ bzw. „um/nach 999 n. Chr.“.

Nun aber zum wissenschaftlichen Highlight des Tages, den Datierungen. Zur dendrochronologischen Untersuchung eingesandt hatten wir drei der Hölzer, die auf der Sohle des vorgelagerten Grabens zum Vorschein gekommen waren (s. Tag 6). Die Hölzer geben zwar nur eine Datierung für die Verfüllung des Grabens, aber die hat es in sich. Während sich eines der Eichenhölzer aufgrund zu weniger Jahrringe nicht datieren ließ, konnte für die beiden anderen ein Fälldatum von „um/nach 957“ bzw. „um/nach 999 n. Chr.“ ermittelt werden. Ein Volltreffer! Damit landen wir in einer Epoche, die durch zahlreiche gewaltsame Konflikte zwischen den Sachsen und Slawen gekennzeichnet war. Haben diese Auseinandersetzungen auch zur Zerstörung unserer Befestigung geführt? Für die zukünftige Sassenburg-Forschung wird diese Frage zweifellos von zentraler Bedeutung sein.

Tag 14: Mehr Keramik, Mikrolithen und Hölzer

Wie so oft hatten wir einen ereignisreichen Tag. Da mittlerweile alle mit den Arbeitsabläufen vertraut sind, können alle in den verschiedenen Bereichen ohne große Zwischenfragen ans Werk gehen. Weil auf einer Ausgrabung aber unterschiedliche Arbeitsschritte häufig gleichzeitig und nebeneinander ablaufen, kann man sich schon auch mal in die Quere kommen. Deshalb mussten heute einige fleißige SchauflerInnen des Öfteren kurz in Deckung gehen, um die laufenden Vermessungsarbeiten nicht zu stören.

Vermessungsarbeiten im östlichen Grabungsschnitt.

Wieder aufgetaucht, konnte emsig weitergeschaufelt werden und es dauerte gar nicht lang, da waren schon die nächsten Funde entdeckt. Bereits am Vormittag wurden an der Außenseite des östlichen Walles wiederum verschiedene Werkzeuge und Abschläge aus Feuerstein gefunden. Auf der Wallkuppe wurde zudem mit einem feineren Sieb gearbeitet, wodurch auch einige sehr kleine Mikrolithen gefunden wurden.

Auf der östlichen Wallkuppe und an der Innenseite konnten zudem weitere Keramikfunde geborgen werden. Sie stammen vermutlich aus derselben Schicht wie am Nordwall. Bislang ist die Keramik jedoch wenig aussagekräftig und es bleibt zu hoffen, dass noch ein paar verzierte oder größere Stücke gefunden werden, an denen mehr charakteristische Merkmale zu erkennen sind.

Im Zusammenspiel mit den übrigen Befunden von heute ergibt sich aber auch so ein immer deutlicheres Bild von der ursprünglichen Gestalt der Sassenburg. Im Bereich der neuen Sondage ist ein weiteres Planum angelegt worden, wodurch die verbrannten Hölzer deutlicher zu erkennen waren. Zudem deutet sich hier – aber auch an der Wallinnenseite im Ostschnitt – eine weitere größere Brandschicht an, die es zu untersuchen gilt. Eine Idee ist gegenwärtig, dass es sich um die verstürzten Überreste einer verbrannten Holzkonstruktion handelt, die auf der Wallinnenseite gestanden hat.

Gegen Feierabend wurden erste Vorbereitungen für den morgigen „Tag der offenen Grabung“ (13 bis 17 Uhr) getroffen. Zudem schauten zu aller Überraschung einige KollegInnen aus Leipzig vorbei, denen wir voller Stolz die bisherigen Entdeckungen und Überlegungen präsentierten. Ihr Lob und Staunen über die tollen Erhaltungsbedingungen gibt allen AusgräberInnen noch einmal extra Motivation für die morgigen Freitag.