Zwischen dem 1. und dem 26. August steht die Sassenburg östlich von Gifhorn wieder im Fokus der Archäologie. Ein Team von der Universität Leipzig (Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte), freiwillige Helferinnen und Helfer von der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft und die Stadt- und Kreisarchäologie Gifhorn untersuchen gemeinsam die frühmittelalterliche Ringwallanlage. Möchten Sie mehr erfahren?? Hier geht es zum Grabungsblog.
Archiv des Autors: Eichfeld
Sonne, Sand und Sassenburg – die ersten Funde
Nachdem der gestrige Tag mit Regen begann, verwöhnte uns heute die Sonne. Nach weiteren Drohnenaufnahmen begannen endlich die eigentlichen Grabungsarbeiten. In beiden Arbeitsbereichen galt es zunächst den Waldboden abzugraben, um die archäologisch relevanten Schichten freizulegen. Zwar erschwerten zahlreiche Wurzeln und Baumstümpfe die Arbeit, aber bald zeigte sich, dass die Mühe lohnt.

Im östlichen Grabungsschnitt zeichneten sich schon nach kurzer Zeit die ersten interessanten Verfärbungen ab. Im Profil geschnitten ergab sich eine stark mit Holzkohle angereicherte Grube, die möglicherweise für einen Pfosten angelegt worden war. Ob es sich dabei um den Rest einer Palisade oder um einen Teil des Zugangs handelt, wird sich hoffentlich in den nächsten Tagen klären. Die Stimmung stieg, als die ersten Funde – zahlreiche Holzkohlestücke sowie Klingenfragmente und Abschläge aus Silex – zutage gefördert wurden.

Ereignisreich gestaltete sich auch der Fortgang im nördlichen Grabungsschnitt. Die im letzten Jahr entdeckte Balkenlage deutet sich hier bereits durch holzkohlehaltigen und stark verdichteten Boden knapp unterhalb der Oberfläche an. Eine annähernd rechteckige Verfärbung, die möglicherweise ebenfalls zu einer Pfostengrube gehört, mag mit einer ehemals aufgehenden, jedoch durch den Brand der Burg zerstörten Befestigung in Zusammenhang stehen. Nach der Dokumentation des Planums wird sich im Profilschnitt ergeben, ob sich diese Vermutung bestätigen lässt.
Beim Sieben des Aushubs stellten sich auch im nördlichen Schnitt die ersten Funde ein. Zahlreiche Holzkohlestücke und zwei Silexfragmente, vor allem aber mehrere Keramikscherben versetzen das Grabungsteam in Entzücken. Denn die neu entdeckten Gefäßfragmente deuten an, dass die im Frühmittelalter errichtete Anlage auch im Spätmittelalter aufgesucht wurde.

Neue Fragen also an die Sassenburg. Was wird wohl der morgige Tag bringen?
Es ist angerichtet: Die Grabungen auf der Sassenburg im Jahr 2022 beginnen
Es geht weiter mit der Grabung an der Sassenburg! Die Ergebnisse vom letzten Jahr werden in zwei neuen Untersuchungsflächen weiterverfolgt und präzisiert. Doch zunächst galt es die Grundlagen für die kommenden vier Wochen zu legen. Konkret hieß das, den Bauwagen einzuräumen, das Grabungszelt zu errichten und vor allem den schulterhohen Farn sowie einige mittlerweile umgestürzte Bäume zu beseitigen, damit ersichtlich wird, wie es unter dem dichten Bewuchs um die Sassenburg bestellt ist.

Die dadurch freigelegten Flächen knüpfen an die Grabungsschnitte vom letzten Jahr an. Einerseits wird im Norden der Wallschnitt auf den Innenbereich erweitert, um Aussagen über eine mögliche Bebauung zu treffen. Damit einhergehend sollen Fragen zur Nutzung der Anlage nachverfolgt werden. Andererseits steht im Ostbereich die konkrete Konstruktion des Wallaufbaus im Fokus.Hierfür werden die verkohlten Balkenlagen, die in der vergangenen Kampagne eine Datierung der Sassenburg in das ausgehende 10. Jahrhundert ermöglicht haben, großflächig freigelegt.
Neben bekannten Gesichtern von der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft des MHV Gifhorn setzt sich das Grabungsteam auch in diesem Jahr wieder aus Studierenden der Uni Leipzig zusammen, die größtenteils ihre ersten praktischen Erfahrungen auf einer archäologischen Ausgrabung sammeln. Für sie galt es heute die Grundlagen der Vermessungstechnik mittels GPS und Tachymeter-Totalstation kennenzulernen, um die Ergebnisse der kommenden Tage zentimetergenau zu dokumentieren. Zum Abschluss kam eine Drohne zum Einsatz. Mit ihr wurden Geländeaufnahmen der freigelegten Flächen aufgenommen, damit ein digitales Modell des Oberbodens erstellt werden kann.

Der erste Tag – zugleich spannend als auch anstrengend – macht in jedem Fall Lust auf mehr. Es bleibt abzuwarten, welche Geheimnisse die Sassenburg diesmal preisgibt.
Wie im letzten Jahr wird an dieser Stelle wieder über alles Wesentliche informiert – und das Tag für Tag.

Von Flüssen, Schleusen und Wasserkraftwerken: Aller-Exkursion am 25.06.2022
Auf unserer zweiten Fahrt in diesem Jahr schippern wir über die Aller von Celle zur Schleuse in Oldau, wo wir die Schleuse und das historische Wasserkraftwerk besichtigen werden. Das Wasserkraftwerk Oldau ist das einzige dieser Art, das in Deutschland in seinem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben ist und bis heute Strom an das Netz liefert.

Am Nachmittag besichtigen wir den Museumshof in Winsen/Aller. Mittelpunkt des Museums ist eine bäuerliche Hofanlage der Südheide, zu der sechs historische Gebäude gehören. Hauptgebäude ist ein 1653 in Winsen errichtetes niederdeutsches Hallenhaus in Zweiständerbauweise.
Abfahrt ist um 9:45 Uhr am Schützenplatz; gegen 18:00 Uhr werden wir zurück in Gifhorn sein. Auch Nichtmitglieder sind bei dieser Fahrt willkommen. Bitte melden Sie sich bis zum 20.06.2022 bei Frau und Herrn Laube an, Telefon 05371/56588.

Die Kosten für Bus- und Schiffsfahrt, Eintrittsgeld und Besichtigungen belaufen sich auf 59,00 Euro. Bitte überweisen Sie den Betrag nach der Anmeldung auf das Konto des Museums- und Heimatvereins bei der Sparkasse GF/WOB mit der IBAN DE62 2695 1311 0011 0143 88.
Archäologie geht in die Luft
Von oben sieht die Welt ganz anders aus – das gilt auch und gerade für die Archäologie! Mit Hilfe der neuen Drohne des MHV lassen sich archäologische Befunde nun aus großer Höhe dokumentieren. Das sieht nicht nur eindrucksvoll aus, sondern spart auch sehr viel Zeit. So lassen sich die Luftbilder später am Computer georeferenzieren und die Befunde ganz einfach in Karten übertragen. Vermessungsarbeiten mit Maßband und Millimeterpapier gehören damit weitgehend der Vergangenheit an.
Dieses Video zeigt die Dokumentation archäologischer Befunde im Bereich eines im Bau befindlichen Windparks östlich von Ehra-Lessien. Die dunklen Bodenspuren wurden von einem Bürger gemeldet. Sie gehören vermutlich zu einer historischen Immenstelle bzw. zu einem Bienenzaun.
Zwei neue „Hingucker“ für Emma Wredes Garten
EMMA – Museumswohnung im Kavalierhaus ist im ältesten Wohnhaus Gifhorns – dem sogenannten Kavalierhaus – beheimatet. Die Museumswohnung befindet sich in der ersten Etage und war bis 1992 von Emma Wrede bewohnt. In den Räumen wurde nichts inszeniert und so vermittelt sich ein Eindruck vom Wohnen und Wirtschaften in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert in einem bürgerlichen Haushalt Gifhorns.

Zum Kavalierhaus gehören ein Garten und ein „Stall“ genanntes Nebengebäude aus dem 19. Jahrhundert. Mit Garten und Stall wird der Aspekt der Selbstversorgung in einem kleinstädtischen Haushalt vermittelt. Zur Selbstversorgung gehörten im 20. Jahrhundert selbstverständlich auch Hühner. Durch die Eier und das Fleisch erweiterte man den Speiseplan. Wie wir aus Erzählungen wissen, hielt Emma Wrede auf ihrem Gartengrundstück einige Hühner. Dass es weiße Hühner waren, ist durch eine Fotografie belegt.
WeiterlesenEmma Wrede bleibt in Gifhorn unvergessen
Emmwa Wrede (12.02.1904 – 08.02.1997) war die letzte Bewohnerin des Kavalierhauses. Ihre Wohnung mit dem nahezu unveränderten Inventar sowie Dachboden und Keller sind heute als Museum für Wohnkultur öffentlich zugänglich. Jetzt jährte sich ihr Todestag zum 25. Mal. Anlass für ein Treffen im kleinen Kreis, um Emma Wrede zu gedenken. Als Überraschung und zur großen Freude von Museumsleiterin Anette Thiele überreichte Jürgen Linzmeier gemeinsam mit seiner Frau Angelika Linzmeier und Mutter Gisela Meyer am Wohnzimmertisch der heutigen Museumswohnung selbstgestrickte Handtücher, Geschirrtücher, eine Briefwaage und ein Barometer aus dem Besitz von Emma Wrede. Sie hatte sie einstmals ihren Verwandten zum Geschenk gemacht. Bei Kaffee und kleinen Apfelküchlein mit Obst aus Wredes Garten wurde ein Licht entzündet und es entspann sich ein munterer Erinnerungsreigen voller Anekdoten um die langjährige Kavalierhaus-Bewohnerin.

Vor der Zusammenkunft am authentischen Ort hatte die kleine Gruppe gemeinsam mit Barbara Bergau, Vorsitzende des Museums- und Heimatvereins Gifhorn, Blumen auf Emma Wredes Grab auf dem evangelischen Friedhof Gifhorn gelegt.

Abendvortrag: „Aktuelle archäologische Untersuchungen in der Stadt Hildesheim. Dran bleiben lohnt sich…“
Am Dienstag, den 1. Februar 2022, 19 Uhr, folgt ein weiterer Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“. In einem Online-Vortrag berichtet der Stadtarchäologe von Hildesheim, Christoph Salzmann, über archäologische Neuentdeckungen in den Jahren 2019 und 2020.

Im Mittelpunkt des Abendvortrags stehen mehrere mittelalterliche Bestattungen, die im Zuge von archäologischen Baubegleitungen im Stadtteil Hildesheim-Himmelsthür entdeckt worden sind. Die nach christlichem Ritus bestatteten Toten waren teilweise in Baumsärgen beigesetzt. Nach Abschluss der eigentlichen Feldarbeiten war die Informationslage jedoch sehr dürftig. Seitens der Stadtarchäologie Hildesheim wurden daher weiterführende Untersuchungen angestoßen, um mehr über das Alter der Bestattungen und die Lebensumstände der verstorbenen Personen herauszufinden. So reiste ein Baumsarg als Blockbergung nach Berlin, während die Knochen anthropologisch in Göttingen untersucht wurden. Der Vortrag beleuchtet das spannende Projekt und die daraus resultierenden neuen Erkenntnisse. Das vorläufige Fazit der Stadtarchäologie lautet: Dran bleiben lohnt sich…!
WeiterlesenArchäologische Ausgrabungen und Neuentdeckungen im Landkreis Gifhorn: ein Rückblick auf die Jahre 2020 und 2021
Am Dienstag, den 11. Januar 2022, 19 Uhr, folgt ein weiterer Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“. In einem Online-Vortrag berichtet der Kreis- und Stadtarchäologe Dr. Ingo Eichfeld über die archäologischen Aktivitäten im Landkreis und in der Stadt Gifhorn während der Jahre 2020 und 2021.
Obwohl auch die Archäologie von einigen Corona-Einschränkungen betroffen war, wurde hinter den Kulissen weiter geforscht und ausgegraben. So lieferte der Bau einer neuen Gasleitung von Walle nach Wolfsburg neue Einblicke in die letzten Jahrhunderte vor Christi Geburt, während auf dem Areal eines geplanten Verbrauchermarktes in Steinhorst vollkommen überraschend die Überreste einer mittelalterlichen Gerberei zum Vorschein gekommen sind. Überhaupt stand in den Jahren 2020 und 2021 das Mittelalter im Fokus, denn auch bei Baumaßnahmen in Jembke oder in der Stadt Gifhorn öffneten sich Fenster in das vermeintlich finstere Zeitalter.

Neujahrsgruß 2022
Liebe Vereinsmitglieder,
zum neuen Jahr wünschen wir Ihnen alles Gute und Gesundheit! Aufgrund von Corona sind die Aktivitäten in unserem Verein weiterhin stark eingeschränkt. Dennoch wollen wir natürlich gern wieder aktiv werden. In beschränktem Maße ist das sicher bald wieder möglich. Bis dahin hoffen wir weiterhin auf Ihre Geduld in dieser für uns alle ungewöhnlichen Situation.