Wir haben doch keine Zeit!

Als heute morgen erneut die Technik streikte, die Siebe leer blieben und die Funde auf sich warten ließen, fragten wir uns ganz kurz, was wir hier eigentlich machen. Doch zum Feierabend waren alle wieder begeistert, was die Sassenburg wieder Neues zu bieten hat. Doch der Reihe nach.

Am Wall konnte durch die Erweiterung im Osten geklärt werden, dass die fragwürdigen Verfärbungen auf eine nachträgliche Überprägung des Geländes zurückzuführen sind. Leider scheint der Wall dabei massiv an Substanz verloren zu haben, weshalb wir in diesem Bereich häufig nur die untersten Reste des ehemaligen Aufbaus erfassen können. Dennoch kommen etwas außerhalb dieses gestörten Bereiches wieder zahlreiche Hölzer zum Vorschein. Das Highlight bildete jedoch eine große Randscherbe, die auf den ersten Blick wunderbar zur Nutzungszeit des Ringwalles zu passen scheint.

Randscherbe aus dem östlichen Wallabschnitt.

Ein ganz ähnliches Stück Keramik kam – zugegebenermaßen völlig unerwartet – aus einer zunächst unscheinbaren Verfärbung ungefähr an der Kuppe der vorgelagerten Anhöhe. Hier hatten wir zwischenzeitlich schon daran gezweifelt, ob wir den Grabungsschnitt richtig gesetzt haben. Doch zusammen mit weiteren Befunden, die sich nur ganz schwach im Bleichsand abzeichneten, ist dadurch die Nutzung dieses Bereichs zur Zeit der Wallburg nachgewiesen. Unterdessen wurde eine am Vortag noch vorsichtig geäußerte Vermutung zur Gewissheit: Zwischen dem Ringwall und der vorgelagerten Erhebung war der Wall unterbrochen. Ein toller Erfolg, schon am vierten Tag, der uns sogleich ermutigt hat, die markante Geländemarke weiter nach Osten zu verfolgen, wo sich im digitalen Geländemodell eine weitere, kleinere Senke abzeichnet. Hier wollen wir in den nächsten Tagen herausfinden, ob es sich dabei vielleicht um einen weiteren Graben handelt, der den Zugang zur Burg absicherte.

Senkrechtaufnahme vom Grabenkopf zwischen Ringwall und vorgelagerter Erhebung. Offenbar waren beide durch eine Erdbrücke miteinander verbunden.

Es ist also noch viel zu tun. Erst recht, wenn man bedenkt, dass wir dieses Jahr nur zwei Wochen zur Verfügung haben. Aber die Stimmung im Team ist großartig und was wir bislang schon alles wieder neu entdecken konnten, lässt die Erwartungen nur noch steigen.