Feucht und trotzdem fröhlich

Das Wetter ist eine Ketchupflasche: Erst kommt nichts und dann alles auf einmal. Nachdem wir in den letzten zwei Wochen von der Sonne verwöhnt wurden, kam es heute knüppeldick: Schon am frühen Morgen waren über Gifhorn und Umgebung rund 30 mm Regen niedergegangen. Als wir wie gewohnt um 8 Uhr an der Grabungsstelle eintrafen, regnete es noch immer recht heftig, sodass wir erst einmal abwarten mussten.

Schon am Morgen voll: unsere Profile stehen unter Wasser.

Die Wartezeit bis zum Beginn der eigentlichen Ausgrabungsarbeiten war jedoch keineswegs langweilig. So ergab sich die Möglichkeit, bei einer Tasse Kaffee im Mannschaftszelt mit Herrn Professor Dr. Hermann Behling von der Abteilung Palynologie und Klimadynamik von der Universität Göttingen ins Gespräch zu kommen. Professor Behling war heute bei uns zu Gast, um Proben für botanische bzw. vegetationsgeschichtliche Untersuchungen zu nehmen. Der Regen hatte insofern auch sein Gutes, denn so konnten wir nicht nur das wissenschaftliche Potential der Sassenburg herausstellen, sondern auch ausführlich über künftige Kooperationen und Forschungsmöglichkeiten im Landkreis Gifhorn sprechen.

Bereit für’s Labor: eine Bodenprobe aus dem Ortstein.

Gegen 10:30 Uhr ließ der Regen dann aber allmählich nach, sodass wir mit der eigentlichen Arbeit beginnen konnten. Hierfür mussten wir zunächst mit Eimern und Menschenkette das Wasser von der Fläche entfernen. Zu dem Zeitpunkt war schon klar, dass viele der erst gestern angelegten Profile vom Regen unterspült und eingebrochen waren. Hier durften wir erneut mit Spaten und Kelle tätig werden.

Das Wasser muss weg! Eine Eimer- und Menschenkette hilft dabei.

Nachdem die Fläche hergerichtet war, ging es an die Entnahme der Bodenproben. Der äußerst feste Ortstein stellte die von Professor Behling zur Verfügung gestellten Stechkästen auf eine harte Probe. Doch die Kästen hielten Stand. Parallel hierzu wurde die bereits gestern im Wallschnitt entdeckte Grube weiter freigelegt – und dabei immer breiter und tiefer. Bereits 2021 war unter der Wallfüllung eine Feuerstelle aufgetaucht, die nach den unterdessen vorliegenden C14-Ergebnissen aus der frühen Bronzezeit stammt. Gehört die jetzt entdeckte Grube etwa auch in die Bronzezeit? Die detaillierte Auswertung der Keramik wird es zeigen.

Am Nachmittag kam außerdem Dr. Arne Butt von der VGH Stiftung zum Besuch auf der Sassenburg vorbei. Herr Dr. Butt überzeugte sich vor Ort von der Fortschritten der Arbeiten und zeigte durch seine Nachfragen, dass er selbst auch über archäologisches Fachwissen verfügt. So war es auch für uns spannend zu hören, dass Herr Dr. Butt als junger Mann bei der Stadtarchäologie in Göttingen seinen Zivildienst abgeleistet hat.

Doch zurück zur Sassenburg: Auch im Grabenkopf wurden zunächst die Verfüllschichten entnommen, um herauszufinden, aus welchem Material die torfige Mulchschicht an der Grabensohle besteht. Nach wenigen geübten Handgriffen war alles erledigt und der Grabungsschnitt war abgeschlossen. Sodann konzentrierten wir alle Kräfte auf den letzten Untersuchungsabschnitt zwischen den Grabenköpfen. Doch trotz mehrmaligen Putzens des Planums zeigten sich keine eindeutigen Strukturen. Eher scheint das Gelände hier abgetragen und vom Pflug überprägt. Aber ganz am südlichen Ende der Untersuchungsfläche deutet sich der zweite Grabenkopf an – Potential für kommende Nachforschungen!

Mit vereinten Kräften schaffen wir auch die letzten Meter.